Digitales Bauteil-Tracking
In Sichtweite des neuen Flughafens Berlin-Brandenburg erstellt ZÜBLIN drei Bürogebäude mit einer Grundfläche von fast 25.000 m². Bei 826 Fenstern, die hier eingebaut werden, muss man den Überblick behalten: Was wurde schon geliefert, was montiert, welche Fenster lagern auf der Baustelle, wo sind Nacharbeiten nötig, wo sind sie bereits erledigt?
„Bisher wussten wir eigentlich nie, was mit unseren Fenstern auf der Baustelle passiert, und unser Auftraggeber wusste nicht, wo wir in der Produktion stehen.“
Nicole ZenkBetriebsleiterin beim Fensterbauer hilzinger
Diese Transparenz ermöglicht nun das digitale Bauteil-Tracking, entwickelt auf unterschiedlichen Baustellen der ZÜBLIN durch zahlreiche Teams, bestehend aus externen Partnern, der konzerneigenen Softwareentwicklung ITC Engineering, der Zentralen Technik sowie der ZÜBLIN-Direktionen Nord und Stuttgart. Zusammen mit der Firma hilzinger setzt man dieses Tool in Schönefeld für das Gewerk Fenster ein.

Einige Dutzend davon werden gerade von einem Lkw entladen. Ein Mitarbeiter des Fensterbauers scannt mit einem Handscanner die QR-Codes, die auf den Fensterrahmen kleben.

Mit diesem Code beginnt der Lebenszyklus jedes einzelnen der für diese Baustelle produzierten 826 Fenster.
Dirk Otterson, Projektkoordinator im Bereich Zentraler Service der ZÜBLIN-Direktion Nord, gehört seit März 2019 zum bunten Team hinter dem Bauteil-Tracking und begleitet die Anwendung mit sichtlicher Begeisterung:
„Erstmals haben wir in der Direktion Nord das Tracking im Jahr 2019 auf der Baustelle Stadtquartier Südkreuz in Berlin eingesetzt. Nicht wie aktuell hier in der Mizarstraße für das Fenster-Tracking, sondern um der Komplexität von mehr als 6.600 Beton-Halbfertigteilen, die wir damals beim Projekt Stadtquartier verbauten, mehr Struktur und Transparenz zu geben.“
Dirk OttersonProjektkoordinator Digitale Anwendungen, ZÜBLIN-Direktion Nord
Für den Fensterbauer hilzinger startet das Tracking im Moment der Auftragserteilung. „Wir wissen dann, welche Vertragsunterlagen noch fehlen, auch die einzuhaltenden Fristen sind für alle sichtbar“, erklärt Nicole Zenk. Der QR-Code gibt unter anderem Aufschluss über die Produktionsplanung; ebenso lässt sich der tatsächliche Herstellungsfortschritt jederzeit nachverfolgen. Diese Offenlegung der eigenen Abläufe gegenüber ihren Kundinnen und Kunden bereitet der Betriebsleiterin keine Bauchschmerzen. „Ich erlebe es nicht so, dass uns der Auftraggeber jetzt permanent auf die Finger schaut. Auch nicht, wenn wir hinter unserer eigenen Planung liegen sollten: Zum Problem werden diese Verspätungen doch nur dann, wenn die anderen Beteiligten auf der Baustelle nichts davon wissen und ihre Pläne nicht anpassen können.“
Dirk Otterson haut in die gleiche Kerbe: „Wenn eine Zulieferfirma Bauteile für bestimmte Taktbereiche später liefert, ziehen wir andere Bauabschnitte vor. Oder der Lieferant hat schon ausreichend Fenster produziert und liefert früher als geplant, dann könnten wir bei Bedarf die Montage auf den Baustellen vorziehen.“ Wissen ist Macht – und das digitale Bauteil-Tracking macht dieses Wissen verfügbar.
Partnerschaftliches Arbeiten
Dirk Otterson spricht daher auch lieber von Partnern, nicht mehr von Zulieferern: „Diese Projekte erfordern ein partnerschaftliches Miteinander. Wer Daten nutzen und teilen will, muss kooperieren und transparente Prozesse schaffen, auch für Dritte.“ Otterson schaltet einen Projektor an, der im Container der Bauleitung ein großes 3D-Modell an die Wand wirft. Die einzelnen Fenster sind zu erkennen, die verschiedenen Farben zeigen den momentanen Status an. Tabellen mit Zahlenwerk flankieren die Modelle. „Wir sehen, welche Fenster geliefert wurden, ob sie sich auf der Baustelle befinden, welche baudicht sind, bei welchen noch Nacharbeiten nötig sind und wo diese behoben wurden“, zählt Otterson auf.

Die Entscheidung, bei diesem Projekt mitzumachen, fiel den Verantwortlichen beim Fensterbauer hilzinger entsprechend leicht. „Die Bauleitung von ZÜBLIN stellte uns zu Beginn des Projekts das Bauteil-Tracking vor“, erinnert sich Zenk. Da das Unternehmen auch in der eigenen Produktion ein Tracking durchführt, war das Interesse groß: „Was bringt es uns, wenn im eigenen Werk alles nach Plan läuft und wir aber, sobald die Fenster den Hof verlassen, den Kontakt zu unserem Produkt verlieren?“
Laut Nicole Zenk ist ein Projekt noch nie so reibungslos verlaufen wie dieses hier in Schönefeld. Einen weiteren Vorteil sieht sie auch in der optimierten Anlieferung: „Auf einer Baustelle kann immer etwas passieren, daher lagern wir die Fenster dort ungern über längere Zeit.“ Durch das Bauteil-Tracking wussten sie und ihr Team stets, wie viele Fenster auf der Baustelle noch nicht montiert sind. Entsprechend konnte man die Lieferpläne laufend anpassen und die Transporte just-in-time, direkt für den Einbau auf der Baustelle, organisieren.