Santiago, Chile
Eine Gruppe um Julio Aris, Machinery Commercial Manager bei ZÜBLIN Chile, hat eine App zur landesweiten Inventarisierung von Baumaschinen und Lagerbeständen entwickelt. Sie erfüllt drei grundlegenden Anforderungen: Die kontinuierliche Versorgung mit neuen Daten; eine Filterfunktion, um die Informationsverarbeitung zu vereinfachen und die Schaffung eines Daten-Standards. Die App integriert alle drei Bedingungen, indem sie Daten aus verschiedenen Quellen mithilfe von Power BI, einem Tool, das der gesamten STRABAG Gruppe zur Verfügung steht, zusammenführt.
In einem Land wie Chile – wo die Warenlager über mehrere Standorte in einer Nord-Süd-Ausdehnung von mehr als 1.700 km verstreut liegen – ist die Anwendung, die Julio Aris mit sichtlichem Stolz auf seinem Laptop-Bildschirm präsentiert, von besonderem Wert. Eine bunte Matrix aus Diagrammen und Tabellen ist zu erkennen – welche Informationen sind hier aufbereitet, Herr Julio Aris?
Julio Aris: Hier findet man jedes einzelne Baufahrzeug, das auf einer Baustelle für ZÜBLIN in Chile aktiv ist oder war. Mit wenigen Klicks gibt es zu jedem Fahrzeug weitere Daten, etwa Kauf- oder Mietpreis, Nutzungsstunden, Wartungsintervalle oder bereits getätigte und laufende Reparaturen.
Wie nutzen Sie diese Daten?
Wir können sehen, wie viel uns eine Baumaschine pro Einsatzstunde kostet, welche Geräte aktuell verfügbar sind oder welche Modelle die geringsten Ausfallzeiten haben; außerdem gibt es eine Liste aller Subunternehmen, Reparaturen, Ersatzteile und vieles mehr. Das sind Informationen, die uns wirklich helfen, gute Entscheidungen zu treffen.
Wie weit ist die App in Chile im Einsatz?
ZÜBLIN Chile überwacht sämtliche Lagerbestände und Maschinen an seinen fünf teilweise weit voneinander entfernt liegenden Standorten in Chile mit der neuen Inventarisierungs-App. Bestellungen und Verbrauch lassen sich vergleichen, man sieht, welche Produkte gefragt sind und welche nicht. Diese Informationen führen auch in den Partnerabteilungen zu besseren Entscheidungen.

Statements weiterer Nutzer und Entwickler:
„Power BI ermöglicht es uns, neue Daten zu sammeln und sie in Wissen zu verwandeln. Unsere App hilft auch dabei, die Wartungsintervalle zu verbessern und zu vergleichen, welche Maschinen in Bezug auf Haltbarkeit oder Qualität besser sind.“
Waldo Gauna, Leiter der Abteilung Corporate Machinery, ZÜBLIN Chile
„Das Bemerkenswerte hinter diesen faszinierenden Möglichkeiten ist die Tatsache, dass alle Daten, die hier analysiert und ausgewertet werden, schon immer da waren – nämlich im konzernweiten Enterprise-Asset-Management-System (EAM) oder in anderer Software wie Excel, Dropbox und SharePoint. Wir fügen nur alles zusammen, machen es sichtbar und vergleichbar. Unsere Kolleginnen und Kollegen aus der Beschaffung können die historischen und aktuellen Bestände einsehen und mit einer besseren und kosteneffizienteren Einkaufsstrategie arbeiten. Der Einkauf hat seit der Integration der Bestände in das EAM-System zum Beispiel erkannt, dass einige Komponenten viel zu lange auf Lager liegen und damit Ressourcen binden. Wir analysieren auch die Diesel- und Wasserbestände, kaufen sogar intern bei eigenen Lagern ein, um zu vermeiden, dass sich irgendwo ungenutzte Bestände auftürmen.“
Peter Jorquera, kaufmännischer Leiter des Projekts El Teniente
„Mit der Inventarisierungsapp ist ein echter interner Markt entstanden, der auch die Kosten senkt. Derzeit sind mehr als 2.000 Produkte im System abrufbar. Stellen Sie sich vor, was möglich wäre, wenn wir erst alle globalen Assets des gesamten Konzerns in einem System hätten.“
Bernd Müller, Corporate IT-Manager bei STRABAG in Chile
Wien, Österreich
Baustelle U-Bahn-Tunnel am Matzleinsdorfer Platz in Wien – Katarina Džeko, technische Mitarbeiterin des Entwicklungsteams, startet die digitale Übernahme eines Baufahrzeugs. Vor ihr steht ein Bagger, im Hintergrund sind weitere Baufahrzeuge im Einsatz. Katarina Džeko hält ein Tablet an ein Typenschild auf dem Bagger, auf dem Display erscheinen Eingabefelder. Helmut Klammer, Maschinenmeister beim Bereich UB3I International and Tunnelling in Wien, sitzt im Fahrzeug und liest die Betriebsdaten auf den Armaturen ab, die Džeko in ihr Tablet überträgt.
Die hier zur Anwendung gebrachte digitale Geräteverwaltungsapp EAM4Site läuft auf Basis der Software „Werkstatt 4.0“. EAM4site hat das Ziel, mittels Digitalisierung den Bestand an konzerninternen und -externen Geräten auf Baustellen transparenter zu verwalten. Bereits 2018 wurde im damaligen UB2I Tunnelbau mit einer intern zusammengestellten Expertengruppe aus verschiedenen Bereichen unter dem Synonym „BeDigi“ der Grundstein für insgesamt sechs Digitalisierungsthemen gelegt. Der Bedarf an den personal- und kostenintensiven Werkstattbetrieben auf komplexen Tunnelbaustellen war offensichtlich, wurde weiter vertieft und nicht nur an einer geeigneten Software, sondern auch an einer Optimierung der Übernahme- und Reparatur Prozessen gearbeitet.

Katarina Džeko startet die digitale Übernahme eines Baufahrzeugs auf der U-Bahn-Tunnel-Baustelle am Matzleinsdorfer Platz in Wien.
Auf diese Initiative hin begann im Tunnelbau nach einem Jahr Evaluierungsphase die Entwicklung eines webbasierenden Systems mit dazugehöriger App auf Basis von Microsoft Dynamics. „Das System erfasst den kompletten Lebenszyklus eines Geräts, von der Anschaffung bis zum Rücklauf bzw. Ausscheiden aus dem Unternehmen“, erklärt Katarina Džeko. Bislang wird dies auf Baustellen noch händisch dokumentiert.
Keine Aktenordner mehr
Bei Gerätschaften, die häufig die Baustellen wechseln, bedeutet das einen immensen Aufwand, von der Anschaffung bis hin zum Rücklauf bzw. Ausscheiden, wie Džeko erklärt: „Wir produzieren viel zu viele Daten, Dokumente und Bescheinigungen. Der neue Ansatz ist, dass die Maschinenmeisterinnen und -meister nicht mehr mit Aktenordnern, Ausdrucken und Excel- Tabellen auf die Baustelle gehen, sondern mit einem Tablet und der Anwendung EAM4Site.“
Nach der Sichtprüfung und Funktionskontrolle lassen sich damit Zählerstände, Inventar- und Gerätenummern sowie Fotos digital hinterlegen. Die Daten werden dem jeweiligen Gerät eindeutig zugewiesen. Rechnungen, Lieferscheine, Wartungsberichte, Reparaturaufträge, Garantienachweise und die Gerätedokumentationen sind ebenfalls an einem Ort gespeichert und jederzeit abrufbar.
Manuel Reisner, im Projekt als Bindeglied zwischen der BMTI, den externen Programmierenden und den Baustellen zuständig, sagt: „Wir können durch EAM4Site eine transparente und vollständige Geräteverwaltung sicherstellen, die auch externes Gerät aus ARGEN oder Fremdmieten einschließt. Mit der Anwendung haben wir vom Meister bis hin zum Management einen optimalen Überblick über die Geräte und deren Kosten, was bis dato nicht immer in dieser Detailtiefe gewährleistet war.“