Ideen per Knopfdruck
Herr Fabian Evers, mit Generative Design hat Ihr Unternehmensbereich STRABAG Innovation und Digitalisation ein neues digitales Tool zur Anwendung gebracht. Was versprechen Sie sich davon?
Wir können damit der Kundenseite in der Planungsphase viel mehr verschiedene Varianten als bisher üblich anbieten. Aus Zeit- und Budgetmangel war es für Architekturbüros kaum möglich, für ein Designproblem mehr als drei oder vier Ideen zu entwickeln, weil diese mit teils erheblichem Zeitaufwand erarbeitet werden müssen. Mit Generative Design gelingt das nun viel schneller, einfacher und gleichzeitig noch präziser.
Wie denn?
Das digitale Tool arbeitet mit automatisiert generierten Daten, in dem rechnergestützten Entwurfsprozess erzeugen sogenannte evolutionäre Algorithmen und generische Optimierungsverfahren in kürzester Zeit eine Vielzahl von Entwurfsalternativen durch das unterschiedliche Kombinieren von Designvariablen eines parametrischen Modells. Statt drei oder vier, entstehen so hunderte oder tausende Ideen.

Der Computer übernimmt also die die kreative Arbeit der Architektinnen und Architekten?
Nein, genau das passiert nicht. Wir erzeugen aber eine neue Form der Kreativität. Die Maschine kreiert eine solche Vielzahl an Vorschlägen, dass darunter zwangsläufig auch solche sind, auf die der Architekt allein gar nicht gekommen wäre.
Welche Rolle hat der Mensch dann also in diesem rechnergestützten Entwurfsprozess?
Er trifft die grundlegenden Entscheidungen, gibt Rahmenbedingungen vor, definiert Ziele – das Generative Design berechnet auf dieser Grundlage sehr detaillierte Entwürfe. Diese enthalten zudem mehr und genauere Kennzahlen, als die Designer jemals zusammentragen könnten.
Welchen Nutzen könnte man daraus ziehen?
Wir haben in den ersten Anwendungsversuchen mit den Kolleginnen und Kollegen der STRABAG Real Estate zum Beispiel Grundstücke automatisiert mit Baumassen belegt, die wir nach den Vorgaben des Auftraggebers, Geoinformationen und baugesetzlichen Bestimmungen als optimal erachteten. In Kombination mit solchen Kennzahlen und Parametern können die Projektentwicklerinnen und -entwickler auch Werte und Potenziale von Grundstücken oder Quartieren für sich oder Dritte schnell, präzise und kostengünstig bestimmen. Großes Potenzial sehen wir auch für das Thema Nachhaltigkeit.

Können Sie das erläutern?
Die CO2-Bilanz für den gesamten Lebenszyklus wird künftig eine sehr entscheidende Größe für jedes Bauprojekt. Mit den richtigen Kennzahlen könnten wir schon in der frühen Entwurfsphase Aussagen dazu treffen. Ich stelle mir vor, dass Generative Design künftig ein Tool sein wird, das Architektinnen und Architekten schon in der Diskussion mit Stadtplanung oder Auftraggeberschaft einsetzen, um gemeinsam Entwurfsideen nach unterschiedlichen Parametern und Vorgaben in Echtzeit durchzuspielen und die besten Ideen für die weitere Bearbeitung zu fixieren.
Anwenderstimmen:
„GD liefert uns in der Akquisephase von Grundstücken in kürzester Zeit eine höhere Varianz von möglichen Bebauungskonzepten. Das kann gerade in Zeiten von steigenden Grundstückpreisen und höherem Wettbewerb ein entscheidender Vorteil sein.“
Simone WalserArchitektin, Dipl.Ing. (FH) Head of Innovation Management, STRABAG Real Estate
„Der Entwurf eines Architekten ist ein iterativer Prozess – Generative Design kann den Entwerfenden durch gut gewählte Strategien zielgerichtet eine Vielzahl von Lösungsmöglichkeiten aufzeigen, ohne sich in unzählige Alternativen zu verlieren.“
Franz WohnhaasDipl.-Ing. Architekt Teamleiter Planung Architektur, Oberingenieur Zentrale Technik