Mit der Zeit sind sowohl die Anforderungen an Einsatzorganisationen als auch an die Technologie dahinter gestiegen. So werden beispielsweise Alarmierungs- und Anfahrtszeiten der Einsatzkräfte immer wichtiger. Trotz Einbindung neuer Kommunikationstechnologien wie LTE und Nutzung von Social-Media-Kanälen muss die Alarmierungstechnik darüber hinaus immer hochverfügbar, ausfallsicher und sicher gegen Angriffe „von außen“ bleiben.
Funkinfrastruktur
Alarmierungssysteme bauen grundsätzlich auf vollständig autarken und von anderen Kommunikationsmedien unabhängigen Funkinfrastrukturen auf, um Alarmierungen und Daten systemweit schnell und sicher zu transportieren. Zusätzlich werden andere Kommunikationskanäle funktionsunterstützend integriert.
Das von der STRABAG-Tochter SISS entwickelte Kommunikationskonzept setzt auf zwei Funknetze: Im ersten Netz, dem Zubringernetz zur Kommunikation mit den Alarmierungsendstellen, werden Alarme aus der Leitstelle in die gesamte Infrastruktur transportiert. Eine schnelle Alarm- und Informationsverteilung wird durch ein Modulationsverfahren gewährleistet, das einen hohen Datendurchsatz erlaubt. Im zweiten Netz senden die Alarmumsetzer (ALU) die Pager Alarme mittels zeitsynchroner (GPS) POCSAG-Aussendung (Post Office Code Standard Advisory Group) in Gleichwelle an allen Sendestationen aus.
Das AWIS Vorarlberg
Um das Bestandssystem durch ein neuartiges, hochmodernes und schnelleres Alarmierungsnetz zu ersetzen, in dem neue Medien, Kommunikationspfade und Anzeigemöglichkeiten genutzt werden können, wurde im Rahmen eines Ausschreibungsprojektes mit dem Land Vorarlberg im Jahr 2018 das Alarm-, Warn- und Informationssystem (AWIS Vorarlberg) umgesetzt.
AWIS ist wie folgt aufgebaut: Das erste Funknetz der Infrastruktur wurde von einem Schweizer Fachunternehmen geliefert. Da die Kommunikation in diesem Netz im Downlink ebenfalls auf zeitsynchronen Aussendungen in Gleichwelle basiert, wurde die Alarmierungsgeschwindigkeit um ein Vielfaches erhöht. Folglich, zusammen mit der bereits etablierten, zeitsynchronen Aussendung der Pager Alarme im zweiten POCSAG-Funknetz können Alarmierungen in wenigen Sekunden landesweit ausgesendet werden. Systeme mit herkömmlicher Technologie benötigen dafür Minuten.

Netzüberwachung
War es bis vor kurzem noch sehr schwer, eine vollständige Netzüberwachung zu gewährleisten und Statuswerte der Sendestationen zurück in die Zentrale zu übertragen, kann das neue System noch deutlich mehr leisten: Parallel zur Alarm- und Informationsverteilung erfolgt eine aktive Netz- und Funktionsüberwachung im gesamten System. Das Ergebnis jeder Alarmierung, sämtliche Statuswerte und Daten wie GPS, Synchronisationsstatus, Akku- oder Spannungswerte sowie Funktionsparameter aller Funkanlagen (Alarmierungsendstellen) können kontrolliert werden. Alle Aussendungen werden von Funkkontrollempfängern überprüft, die im ganzen Land verteilt und an das System angebunden sind. Statuswerte werden ständig parallel zum Alarmierungsbetrieb abgefragt und bewertet. Fehler werden in der Leitstelle protokolliert und angezeigt. So kann sogar eine Alarmierungsaussendung automatisch wiederholt werden, wenn das System einen Fehler erkannt hat.

Mehrfachnutzen von Alarmierungsendstellen
Die neue Systemplattform der Alarmierungsendstellen (AE), die bei Feuerwehren, Gemeinden und Rettungsdiensten in Vorarlberg nun als Alarmumsetzer (ALU) im Einsatz ist, erfüllt gleich mehrere Zwecke:
- Aussendung von Pager Alarmierungen
- Ansteuerung von Sirenen
- Anzeige einsatztaktischer Alarmtexte über Terminaldisplays
- Ansteuerung von Haustechnik-Anlagen
- Alarmierung über ein lokales Touchterminal

Viele Standorte wurden zudem über LTE angebunden. Diese Anbindung wird parallel zum autarken Funknetz für Datenverbindungen im Regelbetrieb und einfache Service- und Wartungstätigkeiten genutzt.

Einbindung von Social Media
Zusätzlich zur Funktionserweiterung bei der Alarmierung von Einsatzkräften wird im Auftrag des Zivilschutzes auch die Warnung der Zivilbevölkerung über Social-Media-Kanäle zu einer unabdingbaren Notwendigkeit werden. Die ersten Schnittstellen werden mit den zuständigen Behörden und Instituten bereits umgesetzt.
STRABAG Infrastructure & Safety Solutions
STRABAG Infrastructure & Safety Solutions, kurz SISS, vereint die besten Technologien der Center Communication Systems GmbH (CCS) und der STRABAG Anlagentechnik GmbH (SAT) und tritt als kompetenter Gesamtanbieter mit gemeinsamem Außenauftritt für technische Infrastrukturlösungen sowie Sicherheits- und Kommunikationssysteme auf.
STRABAG Infrastructure & Safety Solutions ist eine 100%-ige Tochter der STRABAG AG und eine der europäischen Marktführerinnen für technische Infrastrukturlösungen sowie Sicherheits- und Kommunikationssysteme der Einsatzorganisationen, des Verkehrs, der öffentlichen Sicherheit und der Industrie. Das Unternehmen beschäftigt mehr als 230 hochqualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Zu den Schlüsselbereichen des Unternehmens gehören komplette Infrastruktur- und Sicherheitslösungen, Leitstellen- und Alarmierungssysteme, Lösungen für den öffentlichen Nah- und Fernverkehr, Tunnel-, Gebäude- und Minenfunk sowie Sprech- und Datenfunksysteme, Zug- und Digitalfunksysteme, Beschallungssysteme und Endgeräte.