STRABAG löst in der Slowakei ein Straßenbauproblem mit einer alternativen Konstruktionsmethode.

Das Problem, für das der Automobilhersteller Porsche bei der STRABAG in Bratislava eine Lösung anfragte, war nicht banal: Für eine geplante Fabrikzufahrt hatte das zuvor für die Erdarbeiten beauftragte Unternehmen das sogenannte Planum viel zu hoch errichtet. Das Planum ist die obere Anschlussfläche des Untergrunds, auf dem dann die eigentliche Straße gebaut wird. Dieser Baugrund muss sehr eben und profilgerecht hergestellt werden und darf nur minimal – nicht mehr als einige Zentimeter – von der Soll-Höhe abweichen.

In diesem Fall war die entsprechende Schotteraufschüttungen aber viel zu hoch geraten. Für die eigentlich geplante Fahrbahnkonstruktion blieb damit nicht mehr ausreichend Platz – was also tun? Zsolt Boros Bereichsleiter der TPA Gesellschaft für Qualitätssicherung und Innovation s.r.o. – Zentralbereich TPA 04, Direktion Tschechische Republik / Slowakei, Bereich Slowakei – war damals einer der Ansprechpartner für dieses Projekt. Er erinnert sich: „Wonach wir für die Problemlösung suchten, war eine Synergie zwischen der Straßenbemessung und der Bautechnologie unter Nutzung aller Möglichkeiten der zur Verfügung stehenden Baumaschinen. Zusammen mit dem BMTI haben entschieden, dass wir das Problem lösen können.“

Ziel der Überlegungen war, die bereits aufgetragene Schotterschicht nicht wieder abtragen zu müssen. Im TPA-Labor in Bratislava wurden sofort Versuche mit verschiedenen Materialien für den Straßenbau vorbereitet. Der Untergrund der Baustelle wurde sorgfältig untersucht und an einem neuen Bemessungsansatz für einen alternativen Straßenaufbauentwurf getüftelt. Dieser wurde auf der Grundlage von in der Slowakei für die Bemessung von flexiblen und halbstarren Belägen geltenden Standardverfahren entwickelt. In diese Berechnungen flossen auch die Ergebnisse ingenieurgeologischer Untersuchungen, ein geotechnischer Bericht sowie die Resultate der Tragfähigkeitsuntersuchungen ein, die das Team an der vorliegenden Schotterschicht durchgeführt hatte.

STRABAG löst in der Slowakei ein Straßenbauproblem mit einer alternativen Konstruktionsmethode. 

Pflastersteine statt Betonplatte

Die auf Basis dieser Voruntersuchungen entwickelte Problemlösung ist eine Straßenkonstruktion mit einer Deckschicht aus Beton-Pflastersteinen. Ursprünglich war hier eine Zementbetondecke geplant. Die Fahrbahn besteht aus teilautomatisiert verlegten konventionellen L-förmigen Uni-Coloc Betonpflastersteinen und einer speziellen ungebundenen Binderschicht, die mit einem Fertiger verdichtet wurde. Sie benötigt eine viel geringere Dicke als Zementbeton und ist zudem auch wesentlich kosteneffektiver herzustellen. Die notwendige Lastübernahme geschieht durch die alternativ-hergestellte hydraulisch gebundene robuste Tragschicht. In Deutschland ist diese Art der Straßenkonstruktion für schwerbelastete Flächen weniger verbreitet, hingegen in England, Holland oder auch Asien sehr.

Für die darunter liegende Tragschicht, für die eine besondere Ebenheit nötig war, wurde ebenfalls eine unkonventionelle Idee gefunden: Eine im Kaltrecyclingverfahren mit der Erdbaufräse gebaute und mit lasernivelliertem Präzisionsgrader abgeglichene hydraulisch gebundene Tragschicht (HGT), die direkt unter der Pflasterdecke (inklusive unvermeidbarer Bettung) eingebaut wurde. Das Material der Schotterschicht wurde mittels Erdbaufräse vor Ort zerkleinert und mit einer maßgeschneidert gemischten  hydraulischen Bindemittel  gebunden. Damit konnten die gegebenen Randbedingungen positiv ausgenutzt werden: Die untere Bodenschicht wurde nicht beeinträchtigt, das ursprüngliche Schottermaterial zu einem hydraulisch gebundenen Mischgut adaptiert, das auch beim vorliegende Höhenniveau ausreichende Festigkeit und Ebenheit gewährleistet. Mehrmaterial musste zudem nicht abtransportiert werden, sondern wurde direkt verarbeitet.

Diese mutige, weil ungewöhnliche alternative Straßenkonstruktion erreicht in Tests mit konventionellen Konstruktionen bezüglich der Ebenheit und Festigkeit vergleichbare Ergebnisse und erfüllt alle Bewertungskriterien der einschlägigen Vorschriften. Zsolt Boros lobt zudem die gute Kooperation zwischen der TPA und der BMTI: „Der Erfolg beruht zu gleichen Teilen auf dem innovativen Straßen- und Technologieentwurf und der hohen Präzision in der Arbeit der eingesetzten Maschinen.“ Künftige Anwendungsmöglichkeiten solcher Tragschichten sieht Boros für große Industrieflächen und auch im Autobahnbau.