Das Team der ZÜBLIN Pipe Jacking Division baut in Singapur am neuen Abwassersystem mit. Für die unterirdisch verlegten Rohre hat man sich eine besondere Idee zur Fixierung der Elemente ausgedacht.

50 Kilometer lang ist die neue Hauptader des Abwassersystems (Deep Tunnel Sewer System) von Singapur. Elf Kilometer davon baut ZÜBLIN, ebenso wie drei Nebenstränge mit jeweils ca. fünf Kilometern Länge und unterschiedlichen Durchmessern von einem Meter zwanzig bis zu drei Metern. Diese Nebenstränge werden mithilfe der sogenannten Pipe-Jacking-Methode gebaut.

Da der Untergrund in verschiedenen Abschnitten sehr weich ist, hatte das Team von ZÜBLIN´s Pipe Jacking Division ein nicht triviales Problem zu lösen: Der unterirdisch vorangetriebene Rohrstrang kann während des Einbringens des nächsten Betonrohres zurück in die Startgrube gedrückt werden., da der Druck von vorn auf die im Boden verlegten Rohrelemente ist höher als die Kraft der Reibung an den Seitenwänden.

Um dieser Herausforderung zu begegnen, nutzt das Team eine eigens entwickelte Lösung. Eine Rohrbremse aus Stahl, Pipe Bracket genannt, wird an beiden Seiten des Rohrs montiert. Zusammen mit den ohnehin auf den Baustellen vorhandenen hydraulischen Pressen, hält die Pipe Bracket den Rohrstrang in Position bis das nächste Rohrelement installiert ist.

Schritt 1: Das spezielle Rohrelement wird herabgelassen und von den hydraulischen Pressen nach vorne geschoben, bis genug Platz für das nächste Rohr ist. Dann werden die Pipe Brackets an beiden Seiten des Rohres in den vorgefertigten Öffnungen verankert.
Schritt 2: Die hydraulischen Stützpressen werden gegen die montierten Pipe Brackets ausgefahren bis das ganze System stabilisiert ist.
Schritt 3: Das Rohr ist nun komplett gestützt und die Hauptpressen können zurückgefahren werden, um Platz für das nächste Rohrelement zu schaffen.
Schritt 4: Das nächste Rohrelement wird hinabgelassen.
Schritt 5: Sobald das neue Rohrelement installiert ist, wird der Schubring wieder ausgefahren und drückt gegen das Rohr. Nun können die Stützpressen zurückgefahren und die Pipe Brackets demontiert werden und der ganze Prozess wird wiederholt.

Komplizierte Statik

Die Lösung ist einfach wie genial. Alle notwendigen Materialien und Geräte dafür finden sich auf der Baustelle und das Personal ist bereits geübt im Umgang mit hydraulischen Pressen, Stahlteilen und Betonrohren. Es werden lediglich zwei kleine Stahlplatten mit konischen Stiften auf beiden Seiten des Betonrohres zusätzlich benötigt. In den Betonrohren wird an der entsprechenden Stelle die konische Öffnung belassen – und kurz vor dem weiteren Vortrieb mit vorgefertigten konischen Betonstopfen wieder wasserdicht verschlossen.

Die vorproduzierten Kone warten auf ihren Einsatz.

Andere, bisher gängige Methoden nehmen viel Platz ein, sind kostenintensiv und benötigt größere Durchmesser des Vortriebschachtes. Im Vergleich dazu ist die Pipe Bracket eine simple, kosten-effektive und leicht anwendbare Methode.

„Für mich muss eine technische Innovation nicht zwangsweise Hightech bedeuten. Wenn die Idee es erlaubt, mit einfachen Mittel das Optimum zu erreichen, wir dabei alles in der Hand behalten, nicht auf andere angewiesen sind und die Baumaterialen und Geräte auch sowieso auf der Baustelle zu finden sind, dann ist das für mich eine ernstzunehmende Innovation.“

Oliver Chen
ZÜBLIN Pipe Jacking Division

Die Herausforderung hinter der Idee mit den Brackets war vor allem die Berechnung der nötigen Stabilität. Glücklicherweise fand sich ein Statiker, der genau wie das Team offen für neue Herausforderungen und hochmotiviert war, diese ganz neue Idee zu berechnen.