In einigen Planungsbüros werden bis heute noch einige uralte Computer mit Windows XP künstlich am Leben gehalten. Auf diesen lässt sich nämlich noch die CD mit dem Berechnungsprogramm für Spritzbetonverstärkungen anwenden. Das Aufspritzen von Beton eignet sich besonders für Sanierungen oder Umbauten an Gebäuden, etwa, weil neue Nutzungen vorgesehen sind, die die Statik des Baus verändern. Spritzbeton kann in diesen Fällen sehr einfach ohne Schalung aufgetragen werden und damit eine effiziente und kostengünstige Lösung sein. So praktisch das Verfahren in der Anwendung aber ist, so kompliziert war bisher die Berechnung der nötigen Dicke des aufzutragenden Spritzbetons.
Sarah-Maria Haug, seit 2016 als Statikerin bei STRABAG beschäftigt, sagt: „Die Planer und Planerinnen müssen für diese Berechnungen einerseits EU-Normen einhalten, weitere Nachweispflichten ergeben sich aber auch aus einer Vielzahl anderer Publikationen, bis hin zu Dissertationen oder Fachaufsätzen.“ Um hier nicht den Überblick zu verlieren, hat sie in einem von Dr. Marcus Walz geführten Team eine webbasierte Lösung entwickelt, die Schritt für Schritt durch diese Berechnungen führt und dabei auch gleich alle Nachweispflichten anzeigt. Mit dieser Lösung, für die Haug aufwendige iterative Berechnungen im Programm Excel entwickelte und Programmierer und Programmiererinnen Algorithmen entwarfen, können die sehr komplexen Berechnungen nun einfach und verlässlich vorgenommen werden. In wenigen Minuten gelingt ein erster Kostenvoranschlag, in wenigen Stunden eine detaillierte und freigabefähige Statikplanung.

Für die Arbeit an Innovationen wie diesem Berechnungstool erfährt Sarah-Maria Haug im Konzern viel Unterstützung: „Ich erhalte immer wieder die Möglichkeit, an Forschungsvorhaben des Konzerns mitzuwirken oder Unterstützung bei Forschungsförderungsanträgen für eigene F+E Projekte. Das einzige, was nie ausreichend vorhanden ist, ist Zeit.“
Juristische Hürden
Dr. Marcus Walz, sieht STRABAG in puncto Innovationskraft als Vorreiter in der Baubranche:
„Dabei hilft auch die Größe des Konzerns, wir verfügen über das nötige Kapital, vielfältigste Kompetenzen und ausreichend Anwendungsmöglichkeiten, um neue Ideen und Technologien auch einfach mal auszuprobieren und zur Not auch sagen zu können, das hat sich nicht bewährt.“
Dass sich das Berechnungstool für Spritzbeton bewähren wird, davon sind Dr. Walz und sein Team aber überzeugt. Auf dem Weg zu einer marktfähigen Lösung mussten neben den technologischen Herausforderungen auch potentielle juristische Hürden überwunden werden, vor allem im Bereich des Wettbewerbs- und Datenschutzrechts. Auch der Haftungsausschluss erforderte rechtssichere Formulierungen.
Eine vergleichbare Lösung gibt es am Markt bisher nicht. Dr. Marcus Walz verspricht sich von dieser Vereinfachung eine Erhöhung der Nachfrage nach Spritzbetonanwendungen, die beispielsweise die STRABAG-Tochter Torkret anbietet. Das neue Berechnungstool ist zunächst auf Balken und Decken in Kombination mit Stahl ausgerichtet, künftig sollen Lösungen für Stützen sowie eine Kombination mit Karbonfasern statt Stahl dazu kommen.

Auf jeden Fall können durch diese webbasierte Lösung aber nun auch die letzten Planungsbüros ihre alten Notfallrechner entsorgen und ihre Berechnungen künftig von überall auf der Welt, auch im Home-Office, vornehmen.
Weitere Information zum Spritzbeton finden Sie unter:
http://www.spritzbetonverstaerkung.de